Leif Neugebohrn

Sei bloß nicht zu authentisch!

Hauptsache, Du bist authentisch! Oder? So einfach ist es leider nicht. Warum im Personal Branding das Thema der Authentizität sehr komplex ist und warum es manchmal besser ist, nicht zu authentisch zu sein, beschreibe ich in diesem Artikel.

Authentizität: Das scheinbare Patentrezept

Ich arbeite viel mit Spitzenpolitikerinnen und Politikern und mit Führungskräften aus der Wirtschaft. Und da ist ein scheinbares Patentrezept allgegenwärtig: Man solle auf jeden Fall authentisch sein. Dann werde schon alles gut. 

So einfach ist es aber leider nicht – und die heilige Kuh der Authentizität manchmal sogar ein echtes Problem. So mächtig ein authentischer Auftritt sein kann, so wenig ist es ein Selbstgänger.

Was Authentizität wirklich bedeutet

Zunächst lohnt es sich, noch einmal darauf zu schauen, was das Wort “Authentizität” wirklich bedeutet. Es ist aus dem griechischen entlehnt und meinte eine Kombination aus Echt und Verlässlich

Ein authentisches Verhalten ist also nicht nur besonders wahrhaftig und echt, sondern auch zuverlässig, konsequent und dauerhaft.

Authentisch sein als Ausrede für Unprofessionalität

Das größte Problem bei diesem Thema ist aber meist, dass das Argument, eben authentisch sein zu wollen, oft nur vorgeschoben wird. Es dient regelrecht als Ausrede, sich gehen zu lassen, unprofessionell zu sein und nicht an sich zu arbeiten. 

„Ich bin eben so!“ ist aber keine gute Begründung für ein Verhalten, was Dir vielleicht sogar schaden kann. Besonders oft höre ich das übrigens bei der Frage, wie stark man sich auf neue Kommunikationsformen einlassen solle. 

Du sollst authentisch wirken – aber nichts erfinden

In der Tat ist aber wichtig, dass Du bei Deinen Zielgruppen möglichst authentisch wirkst. 

Aber merkst Du die Feinheit in der Formulierung? Authentisch zu sein und authentisch zu wirken – das sind zwei verschiedene Dinge. 

Provokativ gesagt: Die Menschen sollen glauben, Du seiest authentisch – dürfen dabei aber nicht dein echtes Ich zu ungefiltert sehen. Das bedeutet aber nicht, dass Du eine künstliche Persönlichkeit vortäuschen sollst. Nein, Du solltest niemand erfinden und keine Persönlichkeit faken, die Du gar nicht bist! 

Jeder Mensch hat unterschiedliche Rollen

Ist das dann aber nicht ein Widerspruch in sich? Nein. Jeder Mensch spielt sowieso verschiedene Rollen. Es kommt auf das Setting und die Umgebung an, welche Rolle das gerade ist. Bei unseren Arbeitskollegen sind wir anders, als zu Hause bei unserem Partner oder unserer Partnerin. Beim Besuch bei den Eltern wiederum sind wir anders, als mit alten Kumpeln aus dem Studium oder gar der Schulzeit.

Das alles sind aber trotzdem wir selbst, ganz ungekünstelt. Jeder Mensch hat unterschiedliche Versionen seiner selbst, die zu den jeweils passenden Gelegenheiten zum Einsatz kommen. 

Wie soll Deine professionelle Rolle sein?

Für Dein Personal Branding benötigst Du nun eine weitere Rolle – sozusagen Dein professionelles Ich. Du musst ganz konkret für Dich definieren, wie diese Rolle aussehen soll, wie Du wirken willst.

Sie muss zu Deiner Persönlichkeit passen, sie muss sogar ein Teil Deiner Persönlichkeit sein. Dennoch muss sie professionell sein und Du musst sie konsequent umsetzen. Authentizität bedeutet eben auch Verlässlichkeit. Die Menschen müssen ein Bild von Dir und Deinem Verhalten bekommen – und dieses muss dann auch erfüllt werden. 

Gute Authentizität macht Arbeit!

Wirklich so authentisch aufzutreten, dass es Dir weiterhilft und Dir ermöglicht, erfolgreich Deine Ziele zu erreichen, ist harte Arbeit. Authentizität kommt dann nicht von selbst, kann nicht dem Zufall überlassen werden. Sie sollte strategisch geplant werden – und so gestaltet sein, dass sie zwar professionell ist, aber eben nicht gekünstelt oder gefaked. Das ist die Aufgabe von seriösen Personal-Branding-Strategien. 

Aber eines ist Authentizität nie: Ein einfaches Patentrezept. Also Schluss mit den Ausreden! Du kannst authentisch sein und dennoch an Dir arbeiten, Dich verändern und professionell auftreten.

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