Social Media und Politiker

Politiker und Social Media: Sei kein seltsamer Kauz!

Social Media und Politik ist häufig immer noch ein großes gegenseitiges Missverständnis – einfach, weil viele Politiker nicht begreifen, was Social Media eigentlich wirklich ist. Und so kommt es, dass Politiker häufig wie seltsame Käuze wahrgenommen werden, die man einfach nicht ernst nehmen kann. Was aber ist denn jetzt Social Media genau? In meinen Workshops erkläre ich das momentan gerne einem Bild: Einem typischen Wochenmarkt in einer kleinen Stadt.

Social Media hat nichts mit Technik zu tun

Hast Du beim Stichwort Social Media auch gleich ganz viel Technik vor Augen und denkst an Netzwerke wie Facebook, Instagram und Twitter? Diesen technischen Ansatz haben viele. Dabei hat Social Media mit Technik eigentlich zunächst nichts zu tun – denn Social Media ist ein Kommunikationskonzept. Es geht darum, wie Menschen miteinander interagieren und in Kontakt treten.

politisches Onlinemarketing muss wie ein Markt sein
Ein Markt in Lippstadt – mit echter Politikerin: Marlies Stotz MdL

Social Media ist wie ein typischer Wochenmarkt in einer Kleinstadt. So einen kennst Du bestimmt, oder? Lauter kleine Buden mit einem bunten Angebot. An einem Stand gibt es Obst, daneben vielleicht Gemüse. Ein Blumenhändler ist meistens auch dabei, ein Bäcker und ein Metzger. Der obligatorische Stand des Biobauernhofs darf natürlich nicht vergessen werden. Viel wichtiger aber sind die vielen Menschen, die auf diesem Markt sind und hier bummeln und einkaufen. In einer Kleinstadt kennt man sich. Deshalb wirst Du auf einem solchen Markt bestimmt ständig Bekannte treffen und auf einen kurzen Plausch stehen bleiben. Dabei lernst Du immer wieder auch neue Leute kennen, die Dir von bereits bekannten Marktbesuchern vorgestellt werden. Bei diesen Gesprächen erfährst Du den neuesten Tratsch und Klatsch, diskutierst aktuelle Geschehnisse und erzählst bestimmt auch von Deinen eigenen Neuigkeiten. Nicht selten wabern bestimmte Themen wie von alleine über den ganzen Markt, breiten sich sozusagen ganz selbstständig aus.

Markt Marrakesch ist wie Politik
Der Markt schlechthin: Djemaa el Fna in Marrakesch

Social Media ist genau so wie dieser Wochenmarkt, den wir gerade gemeinsam besucht haben. Menschen vernetzen sich, gehen lose bummeln und lernen ständig neue Themen und Menschen kennen und können ein buntes Angebot an Waren und Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Und sie beteiligen sich hier am allgemeinen Tratsch und an großen und kleinen Diskussionen. Facebook & Co sind nur Werkzeuge, die dies möglich machen. Privat leben wir dieses Konzept in den Social Networks intuitiv aus – und tun uns damit extrem schwer, sobald wir es professionell für unsere Zwecke nutzen wollen.

Wenn ein Politiker auf den Social Media Markt kommt

Social Media und Politiker
Unangenehm!

Stell Dir einmal vor, auf einem solchen Markt taucht plötzlich ein komischer Typ auf, ganz steif im Anzug, die Krawatte bis zum Anschlag zugezogen. Er marschiert mit zackigem Schritt regelrecht im Markt ein. Dann nimmt er sich ein Megaphon und brüllt damit Angebote und Aussagen raus – und stürmt dann sofort wieder von dannen. Dabei ist ihm scheinbar egal, ob jemand auf seinen merkwürdigen Auftritt eingegangen ist oder nicht. Du kannst Dir die verblüfften, entsetzten und bestimmt auch amüsierten Blicke der anderen Marktbesucher bestimmt vorstellen, oder?

Dieser merkwürdige Kauz, das war ein Politiker. Er hat sich so verhalten, wie sich viele Politiker bei Social Media verhalten. Unangemessen im Auftritt, ignorant und laut. Und völlig fehlgeleitet, mit einer Kommunikationsstrategie, die so garnicht zu unserem Marktplatz passen mag.

Politische Kommunikation muss sich an den jeweiligen Kanal anpassen

Auf einem realen Markt würde das kaum einem Politiker passieren. Warum aber verhalten sich viele dann online genau so? Wir brauchen im politischen Online-Marketing eine Kommunikationsstrategie die sich sowohl den Kanälen als auch unseren Zielen angemessen anpasst. Die alten Rezepte, die meist noch auf dem klassischen Sender-Modell aufbauen, taugen hier nicht mehr. Du musst Dich auf die Gespräche, die Stimmung und den ausgeprägten Dialog einlassen. Dann kann aus der Kombination Social Media und Politik eine Erfolgsgeschichte werden. Du wirst es in Zukunft besser machen, oder? Berichte mir von Deinen Erfahrungen!

Interessant zum Thema falscher politischer Kommunikation ist auch mein Artikel “SEO: Warum politisch korrekte Sprache den Nazis helfen kann”. Lies ihn Dir unbedingt einmal durch! Mehr über die Probleme des politischen Online-Marketings erfährst Du hier. 

Fotos: stock.adobe.com: kasto (Markt Marrakesch), ArTo (Markt Hintergrundbild), ArtFamily (Mann und Frau)

Leif Neugebohrn

Leif Neugebohrn

Gründer und Geschäftsführer von Magnecon. Kommunikationsberater, Speaker, Blogger. Spezialist für Markenentwicklung, Storytelling und Content-Marketing.
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