Neue Mitglieder zu werben, ist eine der wichtigsten Herausforderungen für jede Partei. Denn nur so bleibt politische Arbeit überhaupt möglich. Trotzdem machen vielen Parteigliederungen einen zentralen Fehler, der am Ende aus vielen ambitionierten Kampagnen für neue Mitglieder nur ein großes Desaster macht.
„Äh – und jetzt?!“
Stell Dir vor, Du bekommst immer mehr das Bedürfnis, Dich politisch zu engagieren. Etwas zu bewegen. Die Welt zu einer besseren zu machen. Du ringst mit Dir, überlegst, welche Partei wohl die richtige ist. Du beschäftigst Dich mit Parteiprogrammen, mit Visionen und Werten.
Und dann trittst Du in die Partei Deiner Wahl ein – und bist ganz gespannt, wie es jetzt losgeht mit dem Engagement. Und dann passiert – nichts. Tja, und nun?
Wenn Parteiarbeit abschreckt und nicht motiviert
Es vergehen Wochen, bis sich jemand bei Dir meldet. Und die nächste Sitzung Deiner Partei ist auch erst Ende nächsten Monats, wenn überhaupt.
Und dann kommt der Tag Deiner ersten Parteisitzung. Dich erwartet eine Sitzung im Hinterzimmer einer Kneipe. Die Tagesordnung besteht aus stundenlangen Berichten und Ihr diskutiert über Ampelschaltungen, kleinste Details des lokalen Haushalts und warum Hildegard von den Anderen im Rat mal wieder unmöglich war.
Währenddessen isst neben Dir Manfred Sülze mit Bratkartoffeln und trinkt das dritte Bier.
Genau so geht es vielen neuen Parteimitgliedern. Sie starten mit hohen Erwartungen und enden in der Realität des Ortsvereins.
Was passiert mit Euren neuen Mitgliedern?
Es reicht also nicht aus, einfach nur neue Mitglieder für Eure Partei zu werben. Ihr müsst Euch vorher überlegen, was mit diesen neuen Mitgliedern passieren soll. Denn sonst sind die Neuen schneller wieder weg, als Ihr die nächste Runde Getränke für den Vorstand bestellt habt.
Wer gerade in eine Partei eingetreten ist, hat eine große Erwartungshaltung. Die meisten sind zunächst wirklich motiviert, sich einzubringen. Das ist aber nur in einem kleinen Zeitfenster der Fall. Dieses müsst Ihr schnell und konsequent nutzen. Ihr benötigt also einen Plan, eine Strategie, wie mit den neuen umgegangen werden soll – und Ihr solltet selbstkritisch analysieren, wie Eure Parteigliederung wohl auf neue wirkt.
Der größte Fehler bei der Werbung neuer Mitglieder ist also, die Zeit nach dem Eintritt nicht ganz konkret zu planen und zu gestalten.
Der Parteieintritt ist nur der Anfang!
Neue Mitglieder zu werben, ist nur der erste Schritt. Macht euch immer bewusst, dass der Parteieintritt der Anfang ist – nicht das Ziel. Wer neue Mitglieder nicht strategisch einbindet, Strukturen überprüft und verbessert und vor allem attraktive Beteiligungsmöglichkeiten bietet, wird sich mit neuen Mitgliedern vielleicht sogar mehr schaden als helfen.