Wann beginnt eigentlich der Wahlkampf? Für eine erfolgreiche Wahlkampfplanung ist das eine zentrale Frage. Ganz besonders die sogenannte heiße Phase sollte gut getimed sein: Verpasst du den richtigen Beginn, ist es meist schon zu spät, die Menschen zu überzeugen.
Wahlkampf braucht Zeit
Ein guter Wahlkampf braucht Zeit. Nicht nur die Organisation und Vorbereitung ist zeitintensiv. Auch die Wählerinnen und Wähler lassen sich besser langfristig überzeugen.
Trotzdem beginnen zunehmend Kandidatinnen und Kandidaten und ganze Parteigliederungen immer später mit den Vorbereitungen und der Umsetzung. Ich bekomme manchmal noch wenige Wochen vor dem Wahltag Anfragen für ein erstes Vorgespräch.
Die Faustregel lautet aber: Ein Wahlkampf dauert inklusive Vorbereitung etwa ein Jahr lang. Ja, das ist manchmal schwer umsetzbar, wenn KandidatInnen erst viel später aufgestellt werden – oder wenn vorher noch ein anderer Wahlkampf bestritten werden muss. Aber das sind, ehrlich gesagt, meist Ausreden. Ein innerparteiliches Auswahlverfahren kann früher organisiert werden, Wahlkämpfe auch parallel geplant werden.
Das ist die heiße Wahlkampfphase
Wenn wir dann von Wahlkampf sprechen, meinen wir meistens die heiße Phase. Die Zeit, in der wir uns mit aller Kraft um die Menschen bemühen: Mit Plakaten, Straßenaktionen, Veranstaltungen, Werbeanzeigen und vielem mehr.
Bei den Planungen arbeiten viele vor allem auf die heiße Phase hin – und vergessen, dass auch die Zeit davor unglaublich wichtig ist. Aber wann beginnt nun diese eigentliche Wahlkampfphase? Viele sagen: drei bis vier Wochen vor dem Wahltag. Und so passiert der nächste Fehler. Die heiße Phase beginnt inzwischen viel früher.
So wirkt sich die Briefwahl aus
Das nötige Stichwort lautet hier nämlich: Briefwahl. Je nach Wahl und je nach Region werden die ersten Wahlbenachrichtigungen – und auch die Briefwahlunterlagen – bereits ab sechs Wochen vor dem eigentlichen Wahltag verschickt. Die Zahl der Briefwähler aber wächst von Wahl zu Wahl kontinuierlich an. Corona wird dies noch einmal beschleunigen.
Die Konsequenz: Damit verschiebt sich auch die heiße Phase des Wahlkampfs. Viele Briefwähler wählen, sobald sie ihre Unterlagen bekommen. Wir haben also nicht einen einzelnen Wahltag – sondern eine kontinuierliche Wahl über viele Wochen. Oder um es anders auszudrücken: Das Kind fällt jeden Tag tiefer in den Brunnen. Bringst Du zwei Wochen vor dem Wahldatum neue Ideen oder Argumente, wird dies für viele WählerInnen bereits zu spät sein. Denn sie haben dann bereits gewählt.
Fazit: Verpasse nicht den Beginn des Wahlkampfs!
Die heiße Phase des Wahlkampfs beginnt heute also etwa acht Wochen vor dem finalen Wahltag. So hast Du zum Versand der Briefwahlunterlagen bereits viele Menschen erreicht (und im besten Fall überzeugt). Das hat massive Auswirkungen auf Deine gesamte Zeitplanung. Deshalb: Verpasse nicht den Beginn des Wahlkampfs und plane richtig!
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