Die persönliche Positionierung von CEOs und Unternehmern ist heute zentraler denn je – ihre Kommunikation prägt nicht nur ihr eigenes Bild in der Öffentlichkeit, sondern auch die Wahrnehmung ihres Unternehmens. Die Bundestagswahl wirft dabei eine entscheidende Frage auf: Können Führungskräfte dieses Ereignis strategisch nutzen, sollten sie es tun – und welche Prinzipien gilt es dabei zu beachten? Ein Überblick.
- Die Bundestagswahl 2025: Eine Wahl in unsicheren Zeiten
- CEOs und politische Positionierung
- Pro & Contra: Sollten sich CEOs zur Bundestagswahl äußern?
- Meine Einschätzung
- Mögliche Wege, die Wahl zu nutzen
- Nach der Wahl ist vor den Koalitionsverhandlungen
- Substanz sicherstellen: Alles muss passen
- Fazit: Viele Chancen – wenn sorgfältig gearbeitet wird
Die Bundestagswahl 2025: Eine Wahl in unsicheren Zeiten
Die Bundestagswahl 2025 fällt in eine Zeit, die turbulenter und unsicherer kaum sein könnte. Globale Krisen überlagern sich, politische Strukturen brechen in Rekordzeit auf, und öffentliche Debatten radikalisieren sich zunehmend. Die politische Stimmung in Deutschland ist toxisch, das Vertrauen in Institutionen bröckelt, und die Neuwahlen werfen zusätzlich Öl ins Feuer. In meiner früheren Zeit als Politik- und Wahlkampfberater habe ich selten so herausfordernde Zeiten erlebt.
Gerade für Dich als CEO oder Unternehmer macht genau das die Kommunikation rund um diese Wahl zu einem echten Minenfeld. Sich zu positionieren bedeutet, sich inmitten polarisierter Debatten zu bewegen, in einem Klima, das kaum Spielraum für Fehler lässt. Aus meiner Erfahrung in der Politik weiß ich, wie komplex solche Entscheidungen sind. Ob und wie Du Dich äußern solltest, ist eine Frage, die heute mehr denn je strategische Klarheit und sorgfältige Abwägung erfordert – denn jede Entscheidung birgt Risiken.
CEOs und politische Positionierung
Die politische Positionierung von CEOs ist ein Thema von wachsender Bedeutung. Führungskräfte stehen immer stärker im Fokus der Öffentlichkeit und werden nicht mehr nur als Unternehmenslenker, sondern auch als gesellschaftliche Akteure wahrgenommen. Ich habe dazu bereits einen Blogartikel veröffentlicht: „Sollten sich CEOs politisch äußern?“ Dieser Artikel bildet die Grundlage für die konkrete Auseinandersetzung mit der Bundestagswahl in diesem Beitrag. Er zeigt, wie wichtig es ist, Haltung zu zeigen, ohne dabei die Neutralität des Unternehmens zu gefährden.
Die Erwartungen an Dich als CEO oder Unternehmer, klar Stellung zu beziehen und Deine Werte sichtbar zu machen, nehmen stetig zu. Dieser Trend ist im Kontext der politischen Umbrüche und der zunehmenden Unsicherheit noch herausfordernder geworden. Aus meiner langjährigen Erfahrung in der Politik weiß ich, wie schwierig es sein kann, diese Balance zu finden – und wie entscheidend eine strategisch durchdachte Positionierung ist.
Pro & Contra: Sollten sich CEOs zur Bundestagswahl äußern?
Die Frage, ob sich CEOs in die Debatten rund um die Bundestagswahl einbringen sollten, ist nicht leicht zu beantworten. Es gibt überzeugende Argumente dafür – aber auch klare Risiken, die Du dabei bedenken musst. Hier kommt mein Pro und Contra.
Pro: Drei Chancen
- Chancen für Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit nutzen
Die Wahl bietet Dir eine Bühne, um mit prägnanten Botschaften Aufmerksamkeit zu gewinnen und Deine Position gezielt zu stärken. - Politische Rahmenbedingungen mitgestalten
Die Bundestagswahl ist eine wertvolle Gelegenheit für Dich, Dich aktiv in politische Diskussionen einzubringen und Einfluss auf Regelungen und Entscheidungen zu nehmen, die Deine Branche und Dein Unternehmen nachhaltig prägen. - Verantwortung übernehmen
Als CEO oder Unternehmer hast Du die Verantwortung, gesellschaftliche und politische Debatten nicht zu ignorieren, sondern für Deine Werte einzutreten und Orientierung zu bieten.
Contra: Drei Risiken
- Missverständnisse und Fehlinterpretationen
Gerade in diesen polarisierten und toxischen Zeiten können Deine politischen Aussagen schnell aus dem Kontext gerissen oder falsch verstanden werden. Die Gefahr, dass dies Deine Glaubwürdigkeit oder die Deines Unternehmens beschädigt, ist höher denn je. - Gefahr der Polarisierung intern wie extern
Politische Statements bergen für Dich das Risiko, sowohl im Unternehmen als auch bei Kunden und Partnern Spannungen auszulösen. Unterschiedliche Meinungen können intern Konflikte schüren und extern zu einer Abkehr von wichtigen Zielgruppen führen. - Risiko politischer Fehlpositionierung
Zur Ehrlichkeit bei der Abwägung gehört auch, dass Deine Positionierung durchaus problematisch werden kann, wenn sie bei später entscheidenden politischen Akteuren auf Ablehnung stößt. Es darf nicht unterschätzt werden, wie sehr belastete Beziehungen zu politischen Entscheidungsträgern Deinen Einfluss und die Möglichkeiten Deines Unternehmens einschränken können.
Meine Einschätzung
In meinem früheren Blogartikel habe ich klar dafür plädiert, dass sich Unternehmer und CEOs positionieren sollten. Diese Überzeugung bleibt bestehen: Führungspersönlichkeiten tragen die Verantwortung, sich in gesellschaftliche Debatten einzubringen. Doch die Bundestagswahl 2025 findet in einem extrem polarisierten und toxischen Umfeld statt. In vielen Fällen ist Zurückhaltung daher durchaus nachvollziehbar.
Mein Rat: Positionierung ja – aber der Fokus sollte klar auf Sachthemen liegen, die direkt Dein Unternehmen oder Deine Branche betreffen. Ganz wichtig: Wahlaufrufe für Parteien oder einzelne Kandidaten solltest Du unbedingt vermeiden. Haltung zu zeigen ist richtig und wichtig – aber nur mit Bedacht und einem klaren Blick auf die relevanten Themen.
Mögliche Wege, die Wahl zu nutzen
Wenn Du, nach guter Abwägung von Chancen und Risiken, die Wahl für Deine Kommunikation nutzen möchtest, gibt es dafür eine Reihe verschiedener Ansätze. Hier sind einige konkrete Ideen:
- Auswirkungen politischer Themen auf das Unternehmen oder die Branche beleuchten
Zeige, wie zentrale Wahlthemen – z. B. Klimaschutz, Fachkräftemangel oder Steuergesetzgebung – deine Branche oder dein Unternehmen betreffen. Mit fundierten Analysen kannst du Expertise demonstrieren und die Bedeutung politischer Entscheidungen verdeutlichen. - Konkrete Forderungen an alle Parteien formulieren
Erstelle eine Liste zentraler Forderungen, die für dein Unternehmen und deine Branche essenziell sind. Diese sollte an alle Parteien adressiert und als Grundlage für einen sachlichen Dialog genutzt werden – neutral, klar und lösungsorientiert. - Internationale Vergleiche einfließen lassen
Weite den Blick, indem du Vergleiche mit anderen Ländern ziehst – etwa solchen, in denen dein Unternehmen Standorte hat oder aktiv ist. Ein internationaler Kontext kann zeigen, wie politische Entscheidungen Deutschland im globalen Wettbewerb positionieren könnten. - Mut machen und positive Perspektiven aufzeigen
Verfasse Beiträge, die zeigen, wie politische Entscheidungen zu positiven Entwicklungen führen können. Dies schafft Optimismus und Orientierung – etwa, wie Digitalisierung oder Klimaschutz durch kluge politische Rahmenbedingungen gestärkt werden können. - Vor problematischen Entwicklungen warnen
Weise sachlich und klar auf Risiken hin, die bestimmte politische Entscheidungen mit sich bringen könnten. Verwende dabei konkrete Beispiele oder Szenarien aus deiner Branche, um die Warnung greifbar zu machen. - Aufruf zur Wahlbeteiligung
Betone die Bedeutung einer hohen Wahlbeteiligung und motiviere Mitarbeitende, Kunden oder die Community, ihre Stimme abzugeben. Lege dabei den Fokus auf die Demokratie – nicht auf eine bestimmte Partei.
Nach der Wahl ist vor den Koalitionsverhandlungen
Mit dem Wahltag enden die Chancen für politische Kommunikation übrigens keineswegs – im Gegenteil. Die Koalitionsverhandlungen bieten eine entscheidende Phase, um weiterhin Einfluss auf die politische Debatte zu nehmen. Hier werden die Grundlinien der kommenden Jahre gelegt, und zentrale Entscheidungen nehmen ihren Anfang.
Nutze diese Zeit, um Forderungen und Positionen Deiner Branche gezielt einzubringen – durch Statements, Brancheninitiativen oder den Dialog mit politischen Akteuren. Jetzt hast Du die Möglichkeit, politische Weichenstellungen aktiv mitzugestalten, da Positionen noch verhandelt und Kompromisse gesucht werden.
Diese Phase erfordert Fingerspitzengefühl. Deine Kommunikation sollte klar, faktenbasiert und lösungsorientiert sein, um Glaubwürdigkeit zu zeigen und den Dialog mit Entscheidungsträgern zu stärken.
Substanz sicherstellen: Alles muss passen
Eines muss aber glasklar sein: Wenn Du Dich politisch äußerst, muss jede Botschaft bis ins Detail geprüft sein. In diesen polarisierten und schwierigen Zeiten ist es unverzichtbar, dass Deine Aussagen sachlich korrekt, fachlich fundiert und inhaltlich konsistent sind.
Prüfe genau, ob Deine Positionen mit den Werten und der bisherigen Praxis von Dir und Deinem Unternehmen übereinstimmen. Widersprüche zwischen Worten und Taten – sei es in der Kommunikation oder im Handeln – können gravierende Vertrauensverluste nach sich ziehen. Substanz und Konsistenz sind der Schlüssel, um glaubwürdig zu bleiben und erfolgreich durch ein zunehmend komplexes Umfeld zu navigieren.
Fazit: Viele Chancen – wenn sorgfältig gearbeitet wird
Die Bundestagswahl bietet Unternehmern und CEOs eine Chance, sich als gesellschaftliche Akteure zu positionieren – doch die damit verbundenen Risiken sind in diesen polarisierten Zeiten größer denn je. Wer sich einbringen möchte, sollte dies mit einem klaren Fokus auf Sachthemen tun, die das Unternehmen und die Branche betreffen. Dabei gilt: Wahlaufrufe oder Parteinahmen sind tabu.
Eine reflektierte, strategisch durchdachte Kommunikation, die Substanz und Konsistenz sicherstellt, ist entscheidend, um glaubwürdig und wirksam zu bleiben. Die Begleitung durch einen Profi kann hier den entscheidenden Unterschied machen – sei es bei der Planung, der inhaltlichen Prüfung oder der Umsetzung von Kommunikationsmaßnahmen. In einem so komplexen Umfeld wie der Bundestagswahl lohnt es sich, auf Expertise zu setzen.