Lief Neugebohrn - Corporate Influencing

Darum entfalten viele Corporate-Influencer-Programme keine Wirkung

Corporate-Influencer-Programme bieten große Chancen, doch viele Unternehmen schöpfen das Potenzial kaum aus. Immer wieder starten Programme mit hohen Erwartungen, erzielen aber nur geringe Wirkung. Das liegt meist nicht an mangelndem Engagement, sondern an strategischen Fehlern. In diesem Beitrag beschreibe ich die fünf wichtigsten Fehler und zeige, wie sie vermieden werden können. 

Hoher Aufwand, geringe Wirkung: Wenn Corporate-Influencer-Programme verpuffen

Corporate Influencer können für Unternehmen ein mächtiges Werkzeug sein: Sie erreichen organisch größere Reichweiten als klassische Unternehmenskommunikation, schaffen Vertrauen durch authentische Kommunikation und stärken sowohl die Markenbekanntheit als auch das Employer Branding. Das haben viele Unternehmen erkannt und starten mit großem Engagement entsprechende Programme. Sie schulen Mitarbeitende, erstellen Content-Pläne und setzen interne Prozesse auf. Doch dann kommt oft die Ernüchterung: Die Posts erhalten kaum Engagement, die Reichweite stagniert. Was als strategische Initiative gedacht war, wird so zur Belastung. Meistens schlafen diese Programme daher nach kurzer Zeit wieder ein. 

Diese 5 strategischen Fehler verhindern Wirkung

Warum passiert das immer wieder? Weil bestimmte strategische Fehler immer wieder auftreten. Dabei sind diese Fehler vermeidbar. Corporate-Influencer-Programme funktionieren nicht automatisch dadurch, dass sie aufgesetzt und Inhalte produziert werden. Es kommt darauf an, wie und mit welchem Fokus die Inhalte gestaltet sind. Die folgenden fünf Fehler zeigen, warum viele Programme ihre Wirkung verfehlen – und geben Hinweise, wie es besser geht.

1. Mangelnde Authentizität

Dieser Fehler ist weit verbreitet und fatal. Viele Unternehmen geben strikt vor, welche Botschaften kommuniziert werden und in welchem Stil. Das Ergebnis wirkt künstlich und PR-getrieben. Posts klingen nach Pressemitteilung, nutzen Corporate-Sprache und transportieren nur Unternehmensbotschaften. 

Menschen folgen aber Menschen, nicht Unternehmen. 

Sie wollen persönliche Sichtweisen, echte Erfahrungen und individuelle Meinungen hören. Erfolgreiche Corporate Influencer brauchen deshalb Freiräume: Sie müssen in ihrer eigenen Sprache über passende Themen sprechen und ihre persönliche Perspektive einbringen.

2. Inhalte wirken zu werblich

Viele Unternehmen verfallen der Versuchung, ihre Corporate Influencer wie kleine Werbeflächen zu nutzen. In fast jedem Post wird das Unternehmen erwähnt, ein Produkt platziert oder das Logo eingebaut. Wenn Content jedoch nach Marketing riecht oder wie eine Werbebroschüre formuliert ist, verliert er sofort seine Wirkung. Die Follower erkennen das sofort und verlieren das Vertrauen.

Erfolgreiche Corporate Influencer schaffen es, subtil zu bleiben. Sie erzählen Geschichten, teilen Erfahrungen und bieten echten Mehrwert. Die Marke erscheint nur dort, wo sie sich organisch einfügt.

3. Zielgruppenbedürfnisse werden ignoriert

Das ist oft der wichtigste Fehler: Unternehmen denken nur aus ihrer eigenen Perspektive. Sie posten über interne Meetings, stellen Mitarbeitende vor oder berichten von Umbauten. Sie glauben, dass ihre Produktneuheiten, Unternehmenserfolge oder internen Entwicklungen automatisch relevant für andere sind. Dabei verstehen sie nicht, was Zielgruppen in der Konkurrenz um Aufmerksamkeit dazu bringt, einen Beitrag freiwillig anzusehen.

Die entscheidende Frage lautet nicht: “Was wollen wir zeigen?”, sondern: “Warum sollte das jemanden interessieren?” Menschen scrollen durch unzählige Posts. Sie bleiben nur bei Inhalten stehen, die ihre Probleme lösen, sie weiterbringen oder echte Einblicke bieten. Corporate Influencer müssen für die Nutzer relevant sein, nicht umgekehrt.

4. Themen haben keine Substanz

Ein weiteres Problem vieler Corporate-Influencer-Programme ist die Oberflächlichkeit der Inhalte. Statt echten Einblicken gibt es oft nur Buzzwords wie „Leadership“, „Innovation“ oder „Unternehmenskultur“. Andere Beiträge wirken wie verlängerte Werbebroschüren, die bekannte Unternehmensbotschaften wiederholen.

Wirklich interessant wird Content erst, wenn er Substanz bietet. Dazu gehören branchenspezifische Hintergründe, Einblicke in Forschung und Entwicklung, neue Ideen oder Einschätzungen zu aktuellen Entwicklungen. Menschen wollen etwas lernen, verstehen oder mitnehmen. Wer nur an der Oberfläche bleibt, geht in der Masse unter. Wer dagegen Fachwissen und echte Einblicke teilt, wird wahrgenommen und ernst genommen.

5. Fehlende Dialogbereitschaft

Viele Corporate-Influencer-Programme behandeln Social Media wie eine Einbahnstraße. Beiträge werden veröffentlicht, doch echte Gespräche entstehen kaum. Kommentare bleiben unbeantwortet, Fragen werden ignoriert, und ein kontinuierliches Community Management ist nicht vorhanden. Auch eine Beteiligung an den Diskussionen unter den Beiträgen anderer Nutzer im Netzwerk findet nicht statt. So entsteht der Eindruck, dass das Unternehmen zwar senden, aber nicht zuhören will.

Ein lebendiger Dialog passiert nicht von selbst. Er setzt voraus, dass die Beteiligten bereit sind, sich wirklich auf die Menschen einzulassen, Rückmeldungen aufzunehmen und in einen Austausch zu gehen. Das ist eine völlig andere Aufgabe als nur Inhalte zu posten. Gleichzeitig müssen dafür die notwendigen zeitlichen Ressourcen eingeplant werden. Wer diesen Teil vernachlässigt, verschenkt die größte Stärke von Social Media und damit auch das volle Potenzial von Corporate Influencern. 

Fazit: So entfalten Corporate Influencer echte Wirkung

Corporate-Influencer-Programme können enorme Wirkung entfalten, wenn sie konsequent auf Glaubwürdigkeit, Relevanz und Substanz setzen. Entscheidend ist, die Perspektive der Zielgruppen einzunehmen, statt nur eigene Botschaften zu senden. Menschen folgen Menschen, nicht Unternehmen. Sie interessieren sich für echte Einblicke, persönliche Erfahrungen und Inhalte, die ihnen etwas bringen. Wer die fünf beschriebenen Fehler vermeidet, legt die Basis für ein wirksames Programm. Corporate Influencer werden dann zu glaubwürdigen Botschaftern, die Vertrauen aufbauen, Reichweite schaffen und das Unternehmen nachhaltig positiv positionieren.

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