Heldenreise

Die Heldenreise, auch Heldenfahrt genannt, ist eine Struktur für das Erzählen von Geschichten im Storytelling. Sie ist eine der am häufigsten verwendeten Grundlagen für Storytelling in Literatur und Marketing. Die Heldenreise beschreibt einen archetypischen Ablauf von Situationen und Handlungen, aus denen eine Geschichte entsteht. Sie ist das Grundmuster unzähliger Mythologien aller Kulturen weltweit.

Die Heldenreise und Storytelling

Im Storytelling ist die Heldenreise die mit Abstand wichtigste Grundlage. Sie definiert nicht nur den typischen Ablauf von Geschichten, sondern beschreibt auch deren archetypische Rollen und Figuren. Sie kann als ein regelrechtes Modell für den Aufbau von Geschichten aller Art dienen – und wird von uns seit Jahrtausenden so genutzt.

Die zentralen Motive der Heldenreise sind Transformation und Selbstfindung. Sie beschreibt, wie sich Menschen und Situationen durch Herausforderungen verändern und meist zu einem neuen, gewachsenen Selbst werden.

Herkunft und Geschichte der Heldenreise

Das Konzept der Heldenreise wird seit Jahrtausenden verwendet. Schon Homers Odyssee kann quasi als Blaupause der Heldenreise dienen. Heute sind der Herr der Ringe, Star Wars und Harry Potter bekannte Beispiele. 

Konkret beschrieben wurde die Heldenreise 1949 von dem amerikanischen Mythenforscher Joseph Campbell in seinem Buch “The hero with a thousand faces”. Er greift dabei auf den von James Joyce geprägten Begriff des “Monomythos” zurück. Campbell beschreibt die Heldenreise als “eine zyklische Reise oder Suche, die von einem mythischen Helden unternommen wird”. In der Folge wurde das Konzept von vielen anderen Literatur- und Sprachwissenschaftlern aufgegriffen, insbesondere von dem amerikanischen Drehbuchautor Christopher Vogler, der eine eigene, kompaktere Version der Heldenreise beschreibt.

Figuren der Heldenreise: Held und Helfer

Die Heldenreise beschreibt den typischen Aufbau unzähliger Geschichten. Im Mittelpunkt steht immer ein Protagonist, der die Geschichte beherrscht. Dies ist der namensgebende Held.

Der Begriff Held führt bei vielen zu Missverständnissen. Der Held einer Heldenreise muss weder Superkräfte haben, noch besonders mutig oder stark sein. Zum Helden wird er allein dadurch, dass er sich großen Herausforderungen stellt und durch sie verändert wird. 

Dabei sind die Helden einer Heldenreise nie allein. Sie haben Helfer und Mentoren an ihrer Seite. Diese stehen mit Rat und Tat zur Seite und sind damit mindestens genauso wichtige Figuren der Geschichte wie der Held selbst. 

Ein Beispiel: Im Herrn der Ringe steht Frodo als Held im Mittelpunkt. Er ist der Protagonist, um den sich die ganze Geschichte dreht. Ihm zur Seite stehen Gandalf als Mentor und Sam und die anderen Gefährten als Helfer.

Ablauf der Heldenreise

Der Ablauf der Heldenreise ist in einer Reihe von fest beschriebenen Stationen definiert. Diese werden jedoch nur selten vollständig ausgeschöpft. In vielen Erzählungen dient die Heldenreise zwar als Blaupause, die aber mit allen künstlerischen Freiheiten genutzt und angepasst wird.

Sie kann in drei große Kapitel unterteilt werden: 

  1. Aufbruch
  2. Initiation und Transformation
  3. Rückkehr

Die Heldenreise nach Joseph Campbell

Der bekannteste Ablauf der Heldenreise wird von Joseph Campbell selbst beschrieben. Seine Heldenreise hat ganze 17 Stationen. 

  1. Der Ruf des Abenteuers
  2. Weigerung
  3. Übernatürliche Hilfe (der Mentor greift ein)
  4. Das Überschreiten der ersten Schwelle
  5. Der Bauch des Walfischs (die Probleme drohen ihn zu überwältigen)
  6. Der Weg der Prüfungen
  7. Die Begegnung mit der Göttin
  8. Die Frau als Versuchung
  9. Versöhnung mit dem Vater
  10. Apotheose: Die Erkenntnis
  11. Die endgültige Segnung
  12. Verweigerung der Rückkehr
  13. Die magische Flucht
  14. Rettung von außen
  15. Rückkehr über die Schwelle
  16. Herr der zwei Welten
  17. Freiheit zum Leben

Die Heldenreise nach Vogler

Auf Grundlage von Campbells Heldenreise hat Christoph Vogler eine kompaktere, prägnantere Variante der Heldenreise entwickelt, die heute von unzähligen Drehbuchautoren als Grundlage verwendet wird. Sie hat nur 12 Stationen.

  1. Die gewohnte Welt
  2. Ruf des Abenteuers
  3. Weigerung
  4. Begegnung mit dem Mentor
  5. Überschreiten der ersten Schwelle
  6. Bewährungsproben
  7. Vordringen zum empfindlichsten Kern
  8. Entscheidende Prüfung
  9. Belohnung
  10. Rückweg und Auferstehung
  11. Wandel des Selbst
  12. Rückkehr und Anerkennung

Anwendung der Heldenreise im Marketing

Anders als in Romanen oder Hollywood-Filmen kann die Heldenreise im Marketing nie in Gänze eingesetzt werden – kaum ein Kunde lässt sich auf lange Geschichten ein. Ähnlich wie in der Psychotherapie, wo die Heldenreise ebenfalls als Modell verwendet wird, macht sich das Marketing jedoch die starke Basis der Heldenreise zunutze. Ziel ist es meist, dem Kunden ein Gefühl der Transformation zu vermitteln. Verkürzt ausgedrückt: Es wird gezeigt, welchen Anteil Produkte und Dienstleistungen an einer Heldenreise haben und wie sie das Leben und die Welt der Menschen verändern. Als Kunstgriff versuchen Marketingverantwortliche also nicht die Anbieter als Helden in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die Kunden. Unternehmen, Produkte und Dienstleistungen werden dabei in die Rolle des Mentors und Helfers versetzt.

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